Haben auch Sie schon von den Menschen gehört, die ein Tier aus dem Tierschutz übernehmen wollten und kein Tier aus dem Tierschutz bekommen haben? Oder hat man Ihnen bereits vor den Kopf gestoßen, weil Sie entweder zu alt oder zu jung, zu arm oder zu familiär waren?

Die Gründe ein Tier aus dem Tierschutz übernehmen zu wollen sind ebenso vielfältig, wie die Begründungen mit denen Menschen ein Tier aus dem Tierschutz verwehrt wird. Leider hat dies häufig zur Folge, dass die Bereitschaft  den Tierschutz im Allgemeinen oder vereinzelte Vereine im Besonderen zu unterstützen schwindet. Oder aber, und das ist noch weit aus trauriger, man fällt auf die vielen Angebote niedlicher Welpen im Internet oder den Kleinanzeigen herein und unterstützt somit häufig skrupellose Hundehändler und Vermehrer, da diese keinerlei Fragen stellen, ob man dem jeweiligen Tier auch auf Dauer gerecht wird.

Im Folgenden wollen wir versuchen, einige der häufigsten Gründe, weshalb jemandem ein Tier aus dem Tierschutz verwehrt wird zu beleuchten. Dabei möchten wir nicht unerwähnt lassen, dass es auch Tierschutzvereine gibt, die die individuelle Situation beleuchten und nicht mit einer Schablone die möglichen Interessenten abscannen und aussortieren. Außerdem entstehen Vorurteile aus real existierenden schlechten Erfahrungen mit den jeweiligen Personengruppen, sollten aber nicht blind machen für den individuellen Interessenten.

DasAlter!

Jungen Interessenten unterstellt man häufig, dass sie nicht die nötige Weitsicht, das Verantwortungsbewußtsein und die Reife besitzen ein Tierleben lang das Tier zu umsorgen (vor allem bei Hunden und Katzen).
Älteren Interessenten verwehrt man das Tier, weil man befürchtet, dass durch Krankheit, zunehmender Gebrechlichkeit oder gar Tod des Interessenten eine Versorgung des Tieres nicht bis zum Ende erfolgen kann (Hunde und Katzen). Außerdem könnte es sein, dass man sich für ein Tier entscheidet, dem man im täglichen Leben nicht mehr gewachsen ist (vorehmlich bei Hunden).
Beide Bedenken haben ihre Daseinsberechtigung. Denn mit 20 Jahren ist es tatsächlich schwieriger zu ahnen, ob man die nächsten 5, 10 oder gar 15 Jahren noch in einer Situation lebt, die für ein Tier artgerecht ist. Durch Studium, Familiengründung, Umzug oder beruflichen Veränderungen kann sich das Leben von heute auf morgen komplett verändern. Und bei einigen jungen Menschen ist es tatsächlich das Unterschätzen der täglichen Aufgaben und der anfallenden Kosten, die sie zu einer „Rückgabe“ des Tieres bewegen.

Die Berufstätigkeit!

Wenn alle Personen im zukünftigen Zuhause arbeiten, wird grundsätzlich kein Tier vermittelt ( Hund und Katze). Bei einer Teilzeitbeschäftigung oder Schichtdienst wird häufig zumindest die Nase gerümpft oder ebenfalls eine Vermittlung verwehrt.
Selbstveständlich braucht ein Tier den sozialen Kontakt zu seinen Menschen und das Alleinlassen von Hunden oder reinen Wohnungskatzen muss als grenzwertig angesehen werden. Aber auch hier kommt es auf die individuelle Situation und vor allem das individuelle Tier an. Es gibt Hunde, die problemlos einige Stunden alleine zu Hause bleiben können. Allerdings sollte man dem Hund auf jeden Fall die Chance geben, dieses ausreichend zu üben. Bei älteren Tieren gibt es teilweise auch Erfahrungen, die man von den Vorbesitzern an die Interessenten weiter geben kann. Generell kann man aber sagen, dass Welpen gerade in der Anfangszeit viel Zeit in Anspruch nehmen, um u.a. das Alleinbleiben zu lernen. Ähnliches gilt für Katzen (insbesondere reine Wohnungskatzen), die eine enge Beziehung zu ihren Menschen aufbauen und sich bei zu großer Langeweile und zu wenig Ansprache durch den Menschen auch zu ungewollten Inneneinrichtern oder Schreihälsen entwickeln können. Hier gilt es wie so häufig, dass es Fingerspitzengefühl und Geduld bedarf, das richtige Tier für den richtigen Menschen zu finden.

Die Arbeitslosigkeit!

Als Hartz 4-Empfänger bekommt man kein Tier, weil man kein Geld für Futter , Zubehör, notwendige Gesundheitsvorsorge oder Tierarztkosten hat. Und die in vielen Städten vorhandenen Tiertafeln kommen auch für neuangeschaffte Tiere nicht auf. Außerdem könnte sich ja an dem Zustand auch mal was ändern, und dann ist das Tier von heute auf morgen über Stunden alleine, ohne dies jemals gelernt zu haben.
Wenn die sozialen Kontakte bei der Arbeit fehlen, wünschen sich viele Menschen Haustiere, um nicht vollkommen zu vereinsamen. Und wir finden diesen Wunsch sehr nachvollziehbar und unterstützenswert. Häufig ist es doch sogar bei den Menschen, die auf der Straße leben so, dass sie lieber mit ihrem Hund im Winter auf der Straße frieren als ihren meist einzigen Freund alleine zurück zu lassen, um sich in den zumeist für Hunde verbotenen Schlafstätten zu wärmen. Ebenso ist es bei vielen Hartz 4-Empfängern, die von ihren knappen Mitteln die Versorgung des Tieres besser abgedeckt bekommen, als ihre eigene. Auch hier gilt es, den Menschen nicht nach seinem Stigmata zu verurteilen, sondern im Gespräch heraus zu finden, ob Hund, Katze oder Kleintier anständig versorgt werden können.

Die Wohnsituation!

Wenn Sie in einem Mehrfamilienhaus auf der 3. Etage zur Miete wohnen, bekommen Sie kein Tier, welches größer als eine Katze ist.
Selbstverständlich macht es keinen Sinn, einen großen Hund, der im Alter nicht die Treppen heraufgetragen werden kann und es keinen Aufzug gibt, mit dem täglichen Treppenlaufen unnötig zu belasten. Trotzdem sollte man nicht gleich Interessenten in einer solchen Wohnsituation ausschließen. Zum einen gibt es die Möglichkeit, dass man zu gegebener Zeit einen Umzug anstrebt oder aber der Hund wird dann tatsächlich getragen. Hier sollte man aber Verständnis dafür haben, dass sich Tierschutzvereine nicht auf Versprechungen verlassen können, dass man „das dann schon regeln wird“ und eher von einer solchen Vermittlung absehen. Selbst bei kleineren Hunden, Katzen und auch exotischen Tieren wird häufig eine Einverständniserklärung des Vermieters vor einer Vermittlung von den Tierschutzvereinen verlangt, da man schon häufig genug erlebt habt, dass Vermieter trotz vorheriger mündlicher Zusage ein Verbot für das Halten des entsprechenden Tieres diese untersagen. Auch wenn der Gesetzgeber hier zumindest bei den meisten Tierarten die Rechte der Tierhalter gestärkt hat, so ist es doch in vielen Fällen nicht ratsam, sich wegen der Übernahme eines Tieres mit dem Vermieter an zulegen.
Generell muss man bedenken, dass es mit Tieren sehr viel schwieriger wird, eine entsprechende Wohnung oder ein Haus zur Miete zu finden und sich nicht alle Nachbarn über die neuen Bewohner freuen werden.

Das eigene Auftreten!

Wer unsympathisch, ungewöhnlich oder ungepflegt versucht, ein Tier aus dem Tierschutz zu übernehmen, bekommt kein Tier.
Die für die Vermittlung zuständigen Mitarbeiter der Tierschutzvereinen kennen Sie nicht persönlich und urteilen danach, wie Sie zu einer Vermittlung erscheinen. Sollten Sie eher ungepflegt zur Vermittlung erscheinen, könnten die Mitarbeiter fürchten, dass auch die Tiere nicht anständig gepflegt werden. Auch Alkohol-Fahnen sind bei einem solchen Gespräch ein absolutes No-Go, da Vermittlungen i.d.R. tagsüber stattfinden, wirkt es sehr bedenklich, wenn ein Interessent trotzdem nach Alkohol riecht.

Das Wissen!

Wer keine Ahnung hat, bekommt kein Tier aus dem Tierschutz.
Sollten Sie sich für eine bestimmte Tierart interessieren, macht es Sinn, sich bereits im Vorfeld über die entsprechende Tierart oder Rasse zu informieren. So reagieren viele Tierschutzvereine z.B. sehr ungehalten, wenn man ein Meerschwein als Gesellschaft für einen bereits vorhandenen Hasen „kaufen“ möchte, um diese dann gemeinsam in einem kleinen Käfig zu halten. Oder es wird ein Hamster, eine Katze oder ein Hündchen als Spielzeug für das Kind gesucht. Leider fühlen sich viele Tierschutzmitarbeiter dann nicht motiviert, Aufklärungsarbeit zu leisten, sondern die so uninformierten Interessenten vom Hof zu jagen. Was in vielen Fällen dazu führt, dass man zum nächsten Zoogeschäft fährt, um dort für wenige Euros ein Komplettpaket (z.B. Hamster, Käfig, Laufrad, Fertigfutter für 50 €) ohne Beratung zu kaufen. Tragisch für alle Beteiligten!

Unser Fazit:

Sollten Sie sich wirklich für ein Tier aus dem Tierschutz interessieren müssen Sie nicht zwingend ein 40-jähriger Lottomillionär mit eigenem Anwesen in ländlicher Umgebung sein, der ein amtsärztliches Attest über seine überdurchschnittliche Gesundheit vorlegt, die entsprechende Tierart bereits über Jahre studiert hat und jedem Mitarbeiter einen Karton belgischer Pralinen zur Bestechung überreicht.

Es ist ein hochverantwortungsvoller Bestandteil der Tierschutzarbeit, die richtigen Tiere für die richtigen Menschen zu finden. Leider scheint es in diesem Bereich immer mehr Extreme zugeben, die abschrecken.

Auf der einen Seite die Vereine, die den Interessenten als Bittsteller behandeln, der zunächst eine Vielzahl von höchstpersönlichen Daten preisgeben muss. Und auf der anderen Seite Vereine, die um jeden Preis vermitteln wollen, ungeachtet der Eignung.

Wir möchten Ihnen hierbei gerne helfen. Sie können sich gerne bei uns melden, wenn Sie Unterstützung bei der Wahl eines Tieres aus zweiter Hand benötigen. Aber auch wenn Sie Ihre Erfahrungen bzgl. bestimmter Vereine mit uns teilen möchten, würden wir uns über eine Nachricht von Ihnen freuen.
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Ein Tier aus dem Tierschutz – aber wie?!
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